Eine Kunstrevolution vor sechzig Jahren

Zur „Retrospektiven Ausstellung der Münchner Sezession“ in der Städtischen Galerie

von Wolfgang Petzet

erschienen am 3.9.1951

 

Das hätte Lenbach, Münchens allgegenwärtiger Malerfürst von 1891, sich nicht träumen lassen, dass sein einst in seinem Palazzo an der Luisenstrasse eine

Aus­stellung seiner vereinten Gegner in der Kunst gezeigt würde, die er vor fast 60 Jah­ren. Am 29.2.1892, zur Münchner Sezession zusammengeschlossen hatten. - - - -

 

- - (Bruno Piglhein war Präsident der Münchner Sezession, Anm. Robert Wecker)

Direktor Rümann hat aus dem Besitze der eigenen Galerie, aus der Staatlichen

Ge­mäldesammlung, der (hoffentlich bald wieder zugänglichen) Sezessionsgalerie und aus Privatbesitz bekannte und unbekannte Werke von hervorragender Qualität ver­einigt, wie etwa das Porträt der Mutter von Hugo von Habermann, den „Weihnachtsmorgen“ von Bruno Piglhein, das Bildnis einer Reiterin von Angelo Jank, den „Tod einer Austrägerin“ von C.J. Becker-Gundahl. - - - -

 

- - Aber der geistige Kern der Sezession war doch vom Lenbachkreis

grundver­schieden. Das empfanden die rebellierenden schon ganz richtig. - - -

 

- - - Es war an der Zeit, einmal das letzte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts im

Spie­gelbild seiner Kunst zu zeigen, als eine vielgesichtige, lebendige und nachwirkende Einheit.

 

W.P.

 

aus der gleichen Zeitung

von Richard Braungart

 

- - dass ich, als krasser Außenseiter, der Eröffnung der ersten

Sezessionsaus­stellung beiwohnen durfte, einem künstlerischen Ereignis also, das nicht nur in Mün­chen, sondern für ganz Deutschland von großer Bedeutung geworden ist.

 

- - - Die Eröffnung vollzog sich, dem revoluzionären Charakter der neuen Gruppe entsprechend, ohne alles offizielle Gedränge, was für die damalige Zeit allein schon ein Verstoß gegen das Herkommen war. Piglhein, der genau so aussah, wie der Bürger sich damals einen Künstler vorstellte, hielt eine programmatische Ansprache. - - - -

 

R.B.